Fantastische Bildwelten – Ausstellung der Q2

Wattestäbchen, Strohhalme, Plexiglasscheiben, Bindfäden, Tuschefässchen, Farbflaschen und dazwischen einige andere Materialien – dieser Anblick bot sich den Künstler*innen des Grundkurses Kunst der Q2 über die letzten Wochen auf ihren Tischen.

Hier hatte niemand vergessen aufzuräumen -  vielmehr stellten diese Materialien die Grundlage für das Gestalten mittels aleatorischer Verfahren (Zufallsverfahren) dar.

Nachdem die Schüler*innen unterschiedliche Zufallsverfahren wie die Décalcomanie (Abklatschverfahren) oder die Frottage (Abrieb von Oberflächenstrukturen) im Werk von Max Ernst kennengelernt hatten, erprobten sie diese schließlich selbst, um zu eigenen fantastischen Bildideen, die (alb)traumhafte Momente zeigen, zu gelangen. Dabei gingen sie von ihren zufällig entstandenen Bildfragmenten aus und brachten diese schließlich planvoll in einen neuen Bildzusammenhang. Zudem setzten sich die Künstler*innen des Grundkurses literarisch mit ihren Werken auseinander, indem sie Kurzgeschichten verfassten, die durch ihre Collage-Malereien illustriert wurden.

Um die Werke der Schulöffentlichkeit zu präsentieren, kuratierten die Kursmitglieder abschließend eine kleine Ausstellung auf dem Schulflur, die zum Eintauchen in fantastische Bildwelten einlädt.

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,,[...] alle paar Nächte erscheint die Saxophon spielende Frau in irgendeinem meiner Träume. Dabei ist es egal, was ich zuvor geträumt habe. Wenn sie auftaucht, bricht der aktuelle Traum ab und nur sie mit ihrem goldenen Saxophon steht da. Und ich? Ich stehe wie angewurzelt da. Wenn der Traum dann langsam verschwimmt, probiere ich sie zu fassen oder wenigstens ein neues Lebenszeichen von ihr zu kriegen. Immer vergeblich [...]"

Samuel Rohlfing

Begleittext zur Ausstellung von Clara und Paula (Q2)

Ist das Kunst?

Collage-Malerei in Anlehnung an Max Ernst

Du schaust dir die Werke hier an und fragst dich, was daran Kunst sein soll? „Sieht alles eher nach willkürlichen Farbklecksen und Schnipseln aus, welche zusammengefügt wurden“, denkst du dir?

Ja, das kann man schnell denken. Ging uns ähnlich. Aber wenn man sich ein bisschen mehr mit der Thematik der Aleatorik, einem Zufallsverfahren bei der Entstehung von Werken, auseinandersetzt, wird schnell deutlich, dass diese dem Künstler viel Freiheit in seiner Gestaltung schenken und somit auch dem Betrachter einen gewissen Interpretationsspielraum bieten.

Die Grundidee der Aleatorik äußert sich in nicht-systematischen Vorgängen, welche zu einem unvorhersehbaren und zufälligen Ergebnis führen. Dieses „Zufallsprinzip“ findet nicht nur in der Malerei seine Verwendung, sondern ebenfalls in der Musik und Literatur.

In der Kunstszene wurde der Begriff „Aleatorik“ besonders durch den Künstler Max Ernst geprägt. Max Ernst wurde 1891 geboren und studierte nach seinem Schulabschluss sowohl Psychologie und Philosophie als auch Kunstgeschichte. Sein Interesse für Kunst verstärkte sich nachdem er 1918 aus seinem Kriegsdienst zurückkehrte. Er war dem Krieg gegenüber stark abgeneigt und spiegelte die daraus resultierende Absurdität auch in seinen Werken. Max Ernst gehörte zeitweilig der Gruppe der Dadaisten und Surrealisten an. Für ihn war die Erforschung des Unterbewusstseins, sowie die Kunst von psychisch kranken Menschen sehr inspirierend. Zudem setzte er sich mit der Vorstellung von Traum und Albtraum auseinander, weshalb in seinen Werken oft fantastische bzw. traumhafte Welten abgebildet sind. Des Weiteren prägte Max Ernst die Techniken „Grattage“ und „Frottage“, bei welchen strukturiertes Material unter ein Papier gelegt und dann durchgepauscht wird.

Das Besondere an Max Ernsts Werken ist die filigrane Einarbeitung einzelner Collage-Fragmente, welche im zusammenhängenden Bild nicht als solche zu erkennen sind. Durch die zufällig entstandenen Fragmente, die neu angeordnet werden, entstehen einzigartige Kunstwerke.

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Paula Böttger 

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,,[...] schließlich fiel mein Blick auf das anthropomorphe Wesen, das am Tisch in der Mitte des Raumes saß. Es las im gleichen Werk, das ich im Archiv Nantuckets studierte: 'Der Leviathan'.  Es schlug das Buch zu, legte es auf den Tisch und starrte mich mit seinen pechschwarzen, leicht glänzenden Augen an. Die Kreatur war mager und fischartig in Bezug auf seine Haut. Ihr Kopf war deformiert und wies einige Tentakel auf. Ihre Finger waren ähnlicher Natur. Das Wesen richtete sich auf und machte Schritte auf mich zu [...]"

Sebastian Dawid

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,,[...] und schon wieder: der gleiche Ort, die gleiche Zeit, die gleiche Atmosphäre. Die Sonne ging langsam unter, die Wolken begannen, sich lila zu färben und der Himmel spiegelte sich im tiefen See. Doch irgendwas war anders, irgendwas lag in der Luft [...]"

Mila Radau