Stratoflight – Das MPG im All

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Das Max-Planck-Gymnasium hatte dank der Partnerschaft mit ExperiMINT die Chance, eine Sonde an den Rand des Weltraums zu schicken. Einige an Physik interessierte Schüler durften mit den Gründern der Firma Stratoflights eine Sonde bauen und bekamen vertiefte Einblicke in verschiedenste Naturphänomene. Mir war klar, dass ich dort mitmachen würde, denn das Projekt bietet viele Möglichkeiten, sich weiter zu entwickeln und neues Wissen anzusammeln. Letztendlich waren es 18 Schüler, gemischt aus allen Physikkursen der EF, die am Bau der Sonde teilnehmen wollten. Keiner von uns konnte sich so recht vorstellen, wie wir eine Weltraumsonde bauen sollten oder was wir außerdem noch lernen würden. Es hieß nur, dass wir einen Ballon steigen lassen würden. Diese Ungewissheit wurde mir und allen anderen gleich am Montag, dem Starttag des viertägigen Projekts, genommen, denn uns wurden die drei Gründer der Firma "Stratoflights" zur Seite gestellt, welche uns eine umfangreiche Einführung gaben. Diese hatten die Idee als Studenten und traten schon häufig deswegen in Fernsehshows auf. So bekamen wir eine Einführung und erste Aufgaben wie zum Beispiel eine mögliche Weltraumsonde zu skizzieren, doch noch hatte keiner eine funktionsfähige Sonde auf das Papier gebracht. Uns wurden Inspirationen gezeigt und genaue Kriterien für den Bau gegeben. Außerdem haben wir dank eines Programms den ungefähren Landeort bestimmt. Das Programm erfasst die Winde auf verschieden Höhen und rechnet so ein vages Ergebnis aus. Am Folgetag war der Tag des Baus, da die Sonde am Mittwoch in die Höhe steigen sollte. Wir hatten große Auswahl an Material, doch meine Gruppe entschied sich wie alle anderen für Styropor, da dieses sehr leicht ist. Je mehr Gewicht die Sonde hat, desto niedriger wird sie steigen. Mit etwas Mathematik rechneten und schnitten wir Flächen aus, die später die Außenwände waren. Jedoch bekamen wir auch die Aufgabe, zwei Kameras, drei GPS-Tracker, zwei Powerbanks und ein Messgerät für die Höhe, Temperatur und den Druck mit einzubauen. Nach fünf Stunden, vielen Bauarbeiten und gegenseitiger Protzerei zwischen den Gruppen waren die Sonden soweit, um - wie wir erfuhren - bis in die Astenosphäre, also ungefähr 36 000 Meter hoch zusteigen. Jedoch ist pro Ballon nur Platz für eine Weltraumsonde, weswegen in einem umfangreichen Test die beste Sonde aus vier Gruppen auserkoren wurde. Unsere ist es nicht geworden, da wir 100 Gramm über der Gewinnersonde lagen und somit etwas zu schwer waren. Die Enttäuschung von einem Tag Arbeit umsonst wurde von der Vorfreude auf den Aufstieg am nächsten Tag übertönt. In Eiseskälte montierten wir den Ballon an die Sonde und bereiteten den Aufstieg für die erste große Pause vor, damit alles reibungslos abläuft. Der große Ballon wurde mit Helium gefüllt, welches aufgrund der geringeren Dichte im Vergleich zu Luft aufsteigt. Da der Luftdruck auf einer Höhe von 36 000 Metern extrem gering ist, platzt der Ballon und die Sonde fällt wegen der Schwerkraft wieder zurück auf die Erde. Wir haben uns alle sehr gefreut, dass so viele Schülerinnen und Schüler zu diesem Spektakel kamen und der Anmoderation zuhörten. Laut der Voraussage des Programms käme der Ballon in der Nähe von Versmold circa drei Stunden nach dem Start wieder auf die Erde. Da sich der Fallschirm jedoch mit dem Ballon verhakte und sich nicht richtig öffnete, fiel die Sonde mit einer höheren Geschwindigkeit wieder auf die Erde, welches alle Berechnungen zunichte mmachte und die Sonde kam an einem anderen Ort an. Dank der eingebauten GPS-Tracker war es eine Leichtigkeit den Standpunkt der Sonde zu ermitteln. Wir fuhren zu den angezeigten Koordinaten und sammelten die leider von dem Aufprall zerstörte Sonde ein. Die Geräte waren größtenteils unbeschädigt, nur bei einer GoPro brach der Bildschirm. Auswirkungen auf die beeindruckenden Bilder, welche die Kameras aufgenommen haben, hatte dies nicht, denn die Speicherkarte war unbeschädigt. Die Daten haben wir am letzten Tag der Projektwoche mithilfe eines von "Stratoflights" entwickeltem Programms ausgewertet und in Diagrammen veranschaulicht dargestellt bekommen. Überraschend war, dass die Temperatur, nachdem der Ballon die Ozonschicht durchquerte hatte, wieder von -52 °C auf Plusgrade anstieg. Nach einiger Recherche wussten wir, dass die Ozonschicht die absorbierten UV-Strahlen in Wärme umwandelt, was für die Plusgrade sorgt. Unsere Sonde hatte eine Höchstgeschwindigkeit von 102 km/h, nämlich unmittelbar nachdem der Ballon geplatzt war. Zwischendurch war die Weltraumsonde nur 5 km/h schnell, wahrscheinlich dann, als ein unpassender Wind auf sie einwirkte. Nun mussten wir das in den Tagen Erlernte auf Plakaten wiedergeben und vortragen. Die Plakate und Messdaten sind im Foyer ausgestellt. Mich freut es sehr, dass ich die Chance bekommen habe an einem so interessanten Projekt teilzunehmen, weil ich viel gelernt habe und sehr viel Spaß hatte. Ich empfehle es weiter und hoffe, dass die nächsten Jahrgänge auch eine Sonde an den Rand des Weltraums schicken können.

(Veit Störmer)

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